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11:55

Jenseits von Afrika

Posted in: Flugberichte

Samstagmittag, bestes Herbstwetter mit 17 Grad und fast blauer Himmel. Heute steht ein Flug nach Lagos (Nigeria) mit Weiterflug nach Accra (Ghana) auf meinem Dienstplan. Es war alles dabei - Funkstille, tolle Aussichten, Gewitter und afrikanisches Behörden-Wilkür.

Ca. 10 Minuten nach planmäßiger Zeit ging es los in Frankfurt. Eile war auch geboten, da wir einen Slot (vorgeschriebene Abflugzeit aus Brüssel) hatten. Da kein anderes Flugzeug an der Bahn war, ging es auch gleich mit der sofortigen Startfreigabe auf der Startbahn 18 (in südliche Richtung) los.

accra 5.jpgWir folgten der ANEKI 4L Departure mit südlichem Kurs dem Rheintal entlang,wo sich die Wolken plötzlich auflösten und uns beste Sicht in alle Richtungen erwartete. Wir passierten Karlsruhe (siehe Foto)und Baden/Baden.

Nach 15 Minuten Flugzeit wechselten wir von Rhein Radar Air Traffic Control (ATC) zu Swiss Radar ATC, welche uns ein Direct (Abkürzung) nach TRA (Trasadingen) gaben. Es folgte ein beeindruckender Alpenüberflug in Richtung Mailand.
accra 3.jpgFür jemanden wie mich, der gerne fotografiert, bieten die Alpen, egal zu welcher Tages- und Jahreszeit eine tolle Möglichkeit auf beeindruckende Bilder, wie dieses Mal die Stast Luzern am Vierwaldstättersee. Ich habe die Alpen schon unzählige Mal überflogen, aber die Faszination bleibt.

Wir folgten dem Airway UN850 und wechselten zum freundlich aufgelegten Milano ATC. Leider wurde es südlich der Alpen sehr dunstig, so dass wir außer dem sehr trockenen Fluss namens Po nicht viel sehen konnten. Als wir uns Genua und dem Waypoint TALEP näherten wurden wir an Marseille ATC weitergereicht.
Französische Lufträume sind meistens ein wenig anstrengend, da die Franzosen untereinander in ihrer Muttersprache sprechen. Da aber jeder Funkspruch auch uns gelten könnte, muss man die ganze Zeit noch genauer als üblich mithören.

Wir flogen weiter in südlicher Richtung westlich an der französischen Insel Korsika vorbei und nahmen direkten Kurs Richtung Algerien. Am Waypoint CIRTA wurden wir an DAAA (Algier ATC) weitergeben. DAAA unterstützt CPDLC, nutzen tun sie es aber nicht.
Kurze Erklärung zu CPDLC, was ausgeschrieben Contoller Pilot Data Link Control heißt. Es wurde eingeführt, um die Flugsicherungen zu entlasten und die Kommunikation zwischen Lotse und Flugzeug mit Nachrichten im Textformat zu führen. Gerade auf Strecken über den Atlantik, wo es nur Funk über HF (lange Reichweite, schlechte Qualität) gibt, funktioniert dies sehr gut und entlastet die Kommunikation doch sehr.

Also gab es die 90 Minuten Flugzeit durch Algerien zwar eine Connection, welche auch angezeigt wurde, aber die Lotsen gaben uns trotzdem alle Freigaben und Frequenzwechsel über Funk (normales VHF).

Nach 2:58h Flugzeit stiegen wir wie im Flugplan beschrieben auf 39000 Fuß.
Kurze Verwirrung gab es, als wir eine Freigabe zum Tammanrassat Funkfeuer (VOR) bekamen. Bei uns im Flieger und Flugplan wurde es als TMS ausgewiesen, aber auf den Karten konnte man erkennen, dass es TAM heißen musste, welche Bezeichnung unser Flieger, bzw.unsere Datenbank nicht kannte. Eine kurze Nachfrage bei Algier ATC brachte die Antwort, dass das VOR umbenannt wurde. Also war TAM und TMS identisch.

Nach einer weiteren Stunde Flugzeit hörten wir von einer Air France, welche das Niamey VOR drei Minuten vor uns auf gleicher Flughöhe erreichte. Wir kamen von Norden kommend auf dem Airway UG855 und die Air Fance von Nordwesten auf dem Airway UM608, beide kreuzen sich am Niamey VOR. Da aber in Afrika ein Mindest-Abstand von 10 Minuten vorgeschrieben ist, blieb uns keine Wahl, als auf 35000 Fuß zu sinken. Das kostete uns knapp 500 kg mehr Sprit, aber selbst langsamer fliegen hätte uns nicht auf die 10 Minuten Abstand gebracht.
Nach 4:40 Flugzeit flogen wir knapp 35 Minuten ohne Kontakt zu irgendeiner Bodenstelle, was über Afrika durchaus normal ist. In solcher Situation hilft man sich damit, andere Flugzeuge um einen Relay (Weiterleitung) zu bitten. Diese Flugzeuge fliegen dann z.b. wie in unserem Fall 25 Meilen voraus, man erreicht zwar die Piloten, aber noch nicht die Bodenstelle. Man teilt den Piloten mit, wo man sich befindet und diese leiten es an die Bodenstelle weiter, mit der sie schon in Kontakt stehen. Die Bodenstelle teilt dann eventuelle Anweisungen, welche uns betreffen, an diese Piloten mit, welche sie an uns weiter”sagen”. Wie gesagt, dies ist in Afrika eine durchaus normale Verfahrensweise.

So langsam näherten wir uns Nigeria, bzw.Lagos und mit ca.50 Knoten Rückenwind und knapp 150 Meilen vor dem Ziel leiteten wir den Sinkflug ein. Der A330 segelt im Sinkflug wirklich sehr gut und wir hatten unsere gute Mühe rechtzeitig in eine niedrigere Höhe zu kommen, gerade weil wir noch von der Flugsicherung in Nigeria ausgebremst wurden und sich damit der Sinkwinkel noch verkleinerte.

Typisch für die Jahres-und Tageszeit befanden sich auf unserem Flug gewaltige CBs (Gewitterwolken), welche wir weiträumig umflogen, es aber trotzdem zu unangenehmen Turbulenzen kam.

Der Endanflug war dann sehr unproblematisch, es gab eine Sinkfreigabe auf 2200 Fuss, von wo aus wir das ILS (Intrument Landing System) einfingen und problemlos landeten. Am Boden rollten wir zu unserer Parkposition im westlichen Teil des Terminals. Uns erwartete knapp eine Stunde Bodenzeit, in der einige der Passagiere ausstiegen und wir wieder auftanken mussten. Da das Kerosin in Ghana unverhältnismäßig teuer ist, wird in Lagos die Menge für den Rückflug aus Accra nach Lagos mitgenommen.
Die Abfertigung in Afrika klappt mittlerweile trotz afrikanischer “Gemütlichkeit”, meiner Meinung nach vor allem durch fähiges Personal aus Deutschland, sehr gut.

Der Weiterflug gestaltete sich sehr problemlos, nur mussten wir aus unerklärlichen Gründen ca. 25 Minuten an der Bahn stehen und durften nicht weiter. Später wurde uns berichtet, daß der Präsident von Nigeria wohl irgendwo in der Luft war und es normal ist, dass dann alles andere stillsteht. Für uns sehr ungewöhnlich und unbefriedigend, weil wir in diesem Fall an der Parkposition hätten stehen bleiben können.

Nachdem es dann endlich losging, flogen wir direkt nach dem Start in südliche Richtung in 400 Fuß eine steile Rechtskurve in Richtung Westen um als nächstes eine Freigabe nach TYE VOR zu bekommen. Gesprochen wird hier auf zwei Frequenzen gleichzeitig. Einmal mit Lagos ATC, in dessem Luftraum man sich befindet und mit Accra ATC, in deren Luftraum wir bald einfliegen. accra 2.jpgWir stiegen auf 20000 Fuss und flogen entlang der Küstenlinie von Nigeria, Benin, Togo und später von Ghana. Obwohl es sehr dunstig war konnten wir doch die tiefstehende Sonne und die faszinierende Landschaft erkennen.

Der Anflug verlief entspannt, weil nie viel Verehr erwartet wird und man normalerweise alleine im Luftraum ist. Lediglich die Kommunikation verläuft öfter etwas schwierig, da die afrikanischen Lotsen akustisch manchmal sehr schwer zu verstehen sind. In diesem Fall fragt man nach und lässt es sich wiederholen.

Nach Erholung von knapp 25h stand dei Heimreise an. Der Rückflug war dem Hinflug zu ähnlich, als dass es sich lohnen würde, ihn hier noch einmal aufzuführen. Die Streckenführung war identisch und die Flugzeit mit 5h und 55 Minuten ähnlich wie der Hinflug.

Lediglich die Gewitterwolken nördlich von Lagos nach dem Start bleiben erwähnenswert. Auf einer Fläche von knapp 200 200km mal 50 km (die ITC - die innertropische Konvergenzzone) befanden sich knapp 6 mächtige Gewitter an denen wir uns vorbei”schlängelten” . Es ist schon beeindruckend in ausreichender Distanz zu sehen, wie die Wolken ca. 2 mal in der Sekunde aufgrund von Blitzen hell erleuchten. accra 1.jpgIn den harmloseren Ausläufern dieser Wolken konnten wir sehr schönes Elmsfeuer erleben, was sich an der Frontscheibe abbildete. (Foto) Das sieht zwar auf dem ersten Blick gefährlich aus, ist aber nix anderes als eine leuchtende, statische elektrische Entladung.

So flogen wir die Nacht durch zurück ins sonnige Deutschland, landeten 15 Minuten nach 5h in Frankfurt und ich freute mich wirklich sehr auf mein
Bett.
In diesem Sinne, Gutes Nächtle.

So, dass war nun mein erster Artikel und nun bin ich gespannt auf Resonanz. Schreibe ich zu viel? Ist es zu fachspezifisch? Einfach zu langweilig? Interessiert es überhaupt jemanden? Was fehlt dem interessierten Leser? Ich stehe jeglichem Kommentaren offen gegenüber.


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