Windy city of Atlanta.

Donnerstagnachmittag auf dem Flughafen von Atlanta.
Es herrschen 40 Grad im Schatten und die Sonne brennt unaufhörlich. Selbst während des obligatorischen Outsidechecks des Fliegers - um jede Tragfläche, die mir Schatten bringt, dankbar - habe ich das Gefühl zu schmelzen.
Nach 1 Liter Wasser und dem Erfinder der Klimaanlage dankend wurden alle Startvorbereitungen abgeschlossen und freundlicherweise waren alle Gäste 10 Minuten vor Schedule an Bord.
Ein „älterer“ A340 hat beim Start bei ca.40 Grad und knapp 230 Tonnen Startgewicht schon so seine Probleme. Eine normalerweise übliche Reduzierung des Schubes zwecks Triebwerksschonung war so gut wie gar nicht mehr möglich. Es herrschte leichter Westwind mit 3 Knoten und die Berechnungen für den Start auf der Startbahn 27R wurden mit „wind calm“ gerechnet.

Rampcontrol gab uns nach 4 Minuten Wartezeit die Pushback-Freigabe und auf die Sekunde pünktlich wurden wir mit der Nase nach Süden zurückgeschoben.

Als wir losrollen holten wir uns erneut ein Wetter und erstaunlicherweise wurde Wind „Variable with 3 knots“ gemeldet. So gleich rechneten wir erneut die Startdaten, diesmal(mit 5 Knoten Rückenwind, und kamen zum dem zu erwarteten Ergebnis, das wir dafür 3 Tonnen zu schwer waren. Da wir schon auf dem Vorfeld waren, konnten wir natürlich auch keine Fracht ausladen. Wir hofften wir auf eine Besserung der Windsituation und rollten erstmal weiter.

Eine kurze Erklärung zu Atlanta. Der Flughafen zählt seit Jahren als der Größte der Welt. Man hat 5 Start-und Landebahnen zur Verfügung und ein Areal von 5000m2 (Frankfurt: 75m2). Aufgrund dieser Größe herrscht dort immer ein reger Betrieb und die Lotsen haben alle Hände voll zu tun.

Wir rollten auf dem Paralleltaxiway M zur Bahn 27R und stellten uns brav in die Schlange von knapp 8 Flugzeugen.. Als wir dort standen, bemerkte mein Kollege, dass der Staub von einer, neben dem Taxiway befindlichen Baustelle, uns kräftig entgegen blies. Man musste also von einem starken Ostwind ausgeben, der Start und Landen in westliche Richtung unmöglich machte.
Als zeitgleich die Flugzeuge anfingen auf 3 Landebahnen durchzustarten und die Flieger auf den 2 Startbahnen sich weigerten zu starten kamen wir zu der Erkenntnis, dass sich unser Abflug noch verzögern sollte.
Insgesamt zählten wir in 8 Minuten 17 Flieger, die durchstarteten. Eine wirklich bizarre Darbietung, die sich uns da bot. Sowas bekommt man wirklich nicht oft zu Gesicht. Erstaunlicherweise und für uns unverständlich sahen wir auch 2 Flieger (eine 737 von Southwest und eine Embraer 190 von Delta), die landeten. Da der Wind mit 100/16 Gust 22 gemeldet wurde, war dies weitaus aller –in unserer Firma- bekannten Limits.
Atlanta_3.jpgJetzt kann man sich das Chaos, welches anfing zu entstehen, kaum vorstellen. Auf dem Paralleltaxiway standen ca.25 Flieger, auf dem Vorfeld nochmal über 30. Und es kamen immer mehr von den Parkpositionen.

Auf dem Funk hörten wir die Gespräche und die Lotsen machten einen wirklich guten Job mit der Sortierung der Flugzeuge. Zuerst, so wurde entschieden, wollte man auf eine nochmalige Änderung der Windrichtung warten.
Da mittlerweile immer mehr Flieger am Boden starten wollten, und vor allem viel wichtiger-die noch in der Luft befindlichen Flugzeuge zwecks Spritmangel landen mussten, entschloss man sich nach ca.30 Minuten dann doch für eine Drehung der Landebahn für östliche Landungen/Starts.

Jetzt stand fast das gesamte Vorfeld und die Rollwege voller Flieger und nach knapp 10 Minuten landeten Flugzeuge, die über das überfüllte Vorfeld zu Ihren Parkpositionen rollten. Dies klappte erstaunlich gut und man muss den Lotsen am Boden ein wirkliches Lob für ihre Übersicht und Ruhe aussprechen.

Die ersten 10 Flieger, die vor der Bahn 27R auf dem Paralleltaxiways warteten, machten nun am Ende des Taxiways kehrt und rollten die Startbahn (zur Landung wurde eine Parallelbahn benutz) entlang, um auf einen, auf der anderen Seiten befindlichen, Taxiway sich erneut aufzureihen.Atlanta_1.jpg
Jetzt war natürlich die Schlange auf dem ursprünglichen Paralleltaxiway (für die 27R) so lang, das das Ende bis zur Schwelle der 09L (anderes Ende der Bahn 27R) reichte. Gleichzeitig reihten sich auf einem weiteren Paralleltaxiway Flugzeuge auf, die auf der 09L starten wollten.
Einige Flieger, so hörte man, wollten wieder zurück an die Parkpositionen, um erneut aufzutanken und einige Flieger wurden quer über alle Bahnen und Taxiways zu einer im Süden befindlichen kürzeren Bahn 06/28 geschickt.Atlanta_2.JPG
Das anscheinende Chaos von rollenden Fliegern kann man sich nur schwer vorstellen und ich hoffe, dass die Bilder einiges davon rüberbringen.

Da wir eines der Flugzeuge waren, die schon früh an der Bahn 27R gestanden haben, kamen wir auch schnell voran und nach 70 Minuten seit Pushback bekamen wir eine Startfreigabe. Wir waren froh darüber und uns bewusst, dass wir wirklich Glück gehabt hatten, denn beim Start sahen wir einen Flieger der Air France, der nur 10 Minuten nach uns Pushback hatte, aber noch immer auf dem Vorfeld stand und so noch ca. 60 Flugzeuge vor sich hatte.

Der Start verlief ereignislos, bei 145 Knoten hob der Flieger ab und flog auch gleich in einen kleinen Regenschauer ein, welcher wohl der Grund für die plötzliche Änderung der Windrichtung gewesen sein mag.

Atlanta_5.JPGDie nächsten 60 Minuten verbrachten wir damit, entstehende Wärme-Gewitter zu umfliegen.Atlanta_4.JPG In den USA ist es sehr interessant, dass die Lotsen auf Ihrem Radar die Gewitter eingeblendet haben, was die Koordination erheblich erleichtert.

Der restliche Rückflug verlief ereignislos und die Vorfreude auf meine Pause und mein kuschliges Bett daheim ließen den Flug erstaunlich schnell vergehen. Hoffentlich träume ich nicht von umherollenden Flugzeugen. ;-)

Ist Dir ähnliches passiert oder hast Du etwas anderes tolles zu berichten? Wir würden uns freuen, wenn Du es uns per Mail (als Text und wenn Du hast, noch tolle Bilder) schickst und wir es sogleich hier veröffentlichen könnten.
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Sie lesen gerade “Windy city of Atlanta.”, geschrieben von tomso.
Veröffentlicht:
Am 9:13 um 9:13 Uhr

Kategorie Flugberichte

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