Mit dem A340-600 nach Südamerika (CCS).
Heute führte mich mein Dienstplan nach Caracas, der Hauptstadt von Venezuela. Eigentlich nicht unbeliebt, da man innerhalb von 3 Tagen relativ viel Stunden zusammen bekommt, auch im Winter ein wenig Sonne tanken kann und ein wenig das Gefühl von Urlaub hat.
So kamen wir wie geplant ca. eine Stunde vor Schedule auf den Flieger. Der Pilot Flying, also der Pilot, der die Strecke nach CCS fliegen sollte, gab den Plan ein, der Kapitän, in diesem Leg Pilot Non-Flying, machte den Outside check und ich kennzeichnete die Route in den Streckenkarten.
Knapp 35 Minuten vor Schedule kamen die ersten Gäste an Bord und wieder einmal war der Flieger bis auf den letzten Platz ausverkauft.                      <-(i) Erstaunlicherweise waren knapp 20 Minuten später schon alle Container mit den Koffern verladen, was wohl daran lag, dass alle Gäste frühzeitig am Gate erschienen waren.
<-(i) So legten wir 5 Minuten vor Plan von der Position B46 in Frankfurt/Main ab. Wir (i)-> ließen uns zurückstoßen, starteten alle Triebwerke und rollten zur Bahn 07L in westliche Richtung.
Da alle Checks für den Start schon erledigt waren, meldeten wir dem Tower <-(i) „ready for departure“. Vor uns landeten und starteten noch 5 weitere Flieger, darunter auch ein A300, welcher zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Stunden im Lufthansa Konzern zu fliegen hatte.
Nach diesem emotionalen Moment bekamen wir unsere Startfreigabe und starteten mit knapp 340 Tonnen Startgewicht auf der Bahn 07L.
Fünf Meilen nach dem Abheben begaben wir uns in eine Rechtskurve und flogen in knapp 4000 Fuß über die Stadt Dreieich. (i)-> Wir stiegen weiter auf eine Flughöhe von 36.000 Fuß.
Ungefähr 30 Minuten später schickte uns Rhein Radar in den französischen Luftraum. Bei bewölktem Himmel überflogen wir Paris und die Bretagne. Dort erhielten wir unsere Freigabe für den Einflug in dem Oceanic Airspace, loggten uns per CPDLC ein und steigen nach einer Nachfrage auf die in der Freigabe beschriebene Höhe von Flugfläche (FL) 370 (37.000 Fuß). Unsere Strecke führte uns direkt an der Küste der Bretagne vorbei, nördlich bis zu den Azoren und vorbei nach Antigua.
Nun lagen knapp 6h Wasser vor uns. An die Vorstellung solange Strecken über Wasser zu fliegen, muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Obgleich es natürlich längere über Wasserflüge gibt als von Frankfurt nach Caracas. (man denke an den Pazifik). Das Problem bei so langen Flügen ist die große Distanz zum Ausweichflughafen. Bei einem medizinischen Notfall oder einem technischen Problem an Bord gibt es keine Möglichkeit schnell zu landen.
Im Airbus haben wir im FMS (Flight Management System) eine Möglichkeit, uns die naheliegendsten Flughäfen darstellen zu lassen.  Hier auf dem Bild <-(i) u.a. zu sehen sind TXKF (Bermuda), CYYT (St.Johns in Kanada), und LPLA (Terceira auf den Azoren). Von unserer Position bräuchten wir daher mindestens zwei Stunden zu einem brauchbaren Flughafen.
Kurz nach Einflug in den Luftraum von KZWY Â (i)-> (New York) fragte uns dieser über CPDLC, wann wir auf FL 380 steigen könnten. Aufgrund unseres hohen Gewichtes mussten wir dies jedoch ablehnen und in FL 370 bleiben.
Nach knapp 8h Flugzeit näherten wir uns den karibischen Inseln und nahmen mit Picaso, dem dort zuständigen Fluglotsen, Kontakt auf.
<-(i) Ca. 1h vor der Landung (i)-> ließen sich erste, für diese Gegend ganzjährig zu erwartende,Gewitter- zellen blicken. Wir teilten dem Fluglotsen dies mit und bekamen eine Freigabe für alle notwendigen Kurskorrekturen. So flogen wir Slalom um unsere ursprüngliche Kurslinie, um die Gewitter herum.
<-(i) Im weiteren Flugverlauf flogen wir an der traumhaft schönen Insel Los Roques vorbei und starteten knapp 30 Minuten vor der Landung mit unserem Sinkflug.
Man fliegt über Wasser an, daher ist die Hindernisfreiheit kein Problem. Der Flughafen von Caracas liegt allerdings an einer relativ steilen Bergwand, vor der man Respekt haben sollte. Vor allem bei Nordwind sollte man lieber nicht zu spät in den Endanflug drehen.
Wie bekamen einige Anflugvektoren von Caracas (i)-> Approach.  Einer der letzen brachte uns in einen 90 Grad Winkel zum Anflug.  Sehr beeindruckend, auf diese „Wand“ zuzufliegen und dann in den Endanflug zu drehen.
<-(i) Auf diesem Bild erkennt man sehr gut die farbliche Darstellung der unterschiedlichen Höhen auf dem ND (Navigation Display). Rot für hohe  Berge, blau für “tieferes” Wasser
Wir wechselten auf die Frequenz vom Tower und dieser begrüßte uns       <-(i) freundlich mit einem „Buenos Dias, Lufthansa 535, you are cleared to land runway 10.“ Dies taten wir dann auch und rollten nach knapp 2,5km Landedistanz von der Bahn ab.
Der Bodenlotse teilte uns mit, dass unsere Parkposition noch belegt war und wir langsam rollen sollten. Dementsprechend passten wir unsere Geschwindigkeit an und kamen knapp vor unserer Position zum stehen. Dort stand immer noch ein anderer Flieger.
Wir stellen 2 unsere 4 Triebwerke ab, um ein wenig Kerosin zu sparen und warteten. 15 Minuten später verließ ein A300   (i)->   der American Airlines unsere Parkposition, nicht etwa, um loszufliegen, sondern nur um auf einer Außen- position weiterkontrolliert zu werden.
Trotzdem ein lustiger Zufall, dass dieser Flug mit einem A300 vor uns begann und auch so endete.
Da wir etwas schneller waren als nach Plan, kamen wir trotzdem noch pünktlich am Gate an und 10 Minuten später waren alle Gäste von Bord und wir freuten uns auf einen entspannten Nightstop.
Hier einige Impressionen von unserem kurzen Aufenthalt vor Ort:
Blick auf eine Wohngegend eines Vorortes von Caracas
Nahverkehr deutscher Produktion in Venezuela
“Blinde” Passagiere auf dem Pickup-Truck
Bushaltestelle in der Nähe des Flughafens
Sonnenaufgang vom Hotelzimmer aus
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Aufgrund aufwendiger Kontrollen der örtlichen Behörden verzögern sich Moment alle Rückflüge westlicher Airlines manchmal um Stunden.
Da der Rückflug so gut wie identisch zum Hinflug ablief, daher zeige ich Euch hier nur ein paar Impressionen vom Flug:
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die lokalen Mechaniker fahren hier noch alte VW-Bullis. Toll, so etwas noch zu sehen!Â
Eine alte Boeing 737 der “Sol America” auf dem Vorfeld des Flughafens
Fieger bei der Landung vorm Sonnenuntergang kurz vor dem Start nach Hause
Überflug über karibische Inseln (TFFF-Martinique; TAPA-Antigua & Barbuda)
Sonnenaufgang im Cockpit nach 5H50m Flugzeit
Ein Latte Machiato hilft beim wachbleiben oder wachwerden
Land in Sicht! Die Halbinsel Noirmoutier an der franzöischen Westküste
Flughafen Paris-Charles de Gaulle aus 38.000 Fuss Höhe
Kleines “Kunstwerk” auf dem ND (Navigation Display)
*Â END*
Ich hoffe, Euch hat dieser Bericht und die dazugehörigen Bilder gefallen. Wir würden uns über Kommentare hier und auch bei den einzelnen Bildern sehr freuen. Falls ihr sonst noch Kritik loswerden wollt oder ihr selber Sachen habt, die hier veröffentlicht werden sollen, nur her damit: mail (a) pilotenbilder.deÂ
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Sie lesen gerade “Mit dem A340-600 nach Südamerika (CCS).”, geschrieben von tomso.
- Veröffentlicht:
- Am 01:36 um 01:36 Uhr
Layover, Flugberichte
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