Eyjafjallojökul und wie er uns beschäftigt.

Heute möchten wir uns mit dem Thema Vulkanasche befassen.
Leider hat dieser Artikel ein wenig gedauert, da viele von uns mehr oder unregelmäßiger arbeiten mussten als sonst.
In den letzten Wochen haben wir eine Menge Post bekommen und so möchten wir einmal versuchen, Euch dieses Thema aus unserer Sicht ein wenig näherzubringen!
Viel wurde in der letzen Zeit zum Thema Vulkanasche geschrieben, vielleicht findet Ihr aber trotzdem noch etwas in unserem Artikel, was Ihr noch nicht wusstet.

Vulkanasche ist wohl zu Recht eines der schlimmsten Gefahren für die zivile Luftfahrt überhaupt. Glücklicherweise hielten sich bisher die Unfälle und Zwischenfälle in Grenzen. Nun, durch den Ausbruch vom Eyjafjallojökul in Island, und die damit für uns verbundenen Konsequenzen, wie z.b. geschlossene Lufräume und massive Flugausfälle, wird diese Gefahr für uns begreifbar.

In der zivilen Luftfahrt gibt es momentan keine praktikable Möglichkeit Vulkanasche frühzeitig zu erkennen. Die Partikel in der Wolke sind zu klein, um sie vom Flugzeug aus (Wetterradar) zu erkennen.
Die vorhandenen Rechnemodelle des VAAC (Vulcanic ash advisory center) London können nur ein Grundlage sein, Messflüge in betroffene Gebiete bringen ein wenig Aufschluß über die tatsächliche Stärke der Belastung und inwiefern neue Messmethoden entwickelt werden, bleibt abzuwarten.

Die wohl größte Gefahr bein einem Einflug in eine Aschewolke ist die Schädigung der Triebwerke. Die Schmelztemperatur der Asche liegt deutlich unter den Temperaturen, die in den Turbinen und Brennkammern (600-800 Grad Celsius) herrschen. Daher kommt es zu Ablagerungen durch geschmolzene und wiedererstarrte Aschepartikel im Triebwerk, bzw. in den internen Kühlleitungen und in kurzer Zeit kann so das komplette Triebwerk zerstört werden!
Auch wenn keine unmittelbaren Schäden durch die Aschepartikel verursacht wurden, kann vor allem die Schwefel- und Kohlendioxidkonzentration so groß sein, dass der dadurch verursachte Sauerstoffmangel zu einem sogenannten Flameout, dem Flammenabriss im Triebwerk, führen kann.

Desweiteren können die Messinstrumente im Flieger durch Verunreinigung in Ihrer Funktion gestört werden. In die Pitot-Rohe, die Staudruck-Fühler, kann Asche geraten und zu falschen Geschwindigkeitsangaben führen. Die Temperatursensoren und die Anstellwinkel-Messfühler können verstopfen, bzw.beschädigt werden und falsche Daten in die Flugcomputer schicken.

Die komprimierte Asche kann z.B. Glas, Metall und Plastik abreiben und somit zu Beschädigungen aller nach vorne gerichteten Teile (Scheibe, Nase, Flügelvorderkanten) führen.

Wie merkt ein Pilot, ob er in eine Vulkanaschewolke eingeflogen ist?
Indikatoren könnten, wie schon oben beschrieben, Triebwerksstörungen, Abnahme der Geschwindigkeitsanzeige, Rauch oder feiner Staub in der Kabine, ätzender Geruch, Elmsfeuer (statische Entladungen) oder falsche Feuerwarnungen im Frachtraum sein.

Einige Reaktionen beim Einflug und Realisierung:
-ohne Verzug die Gegend verlassen (die meist schnellste Variante ist in dem meisten Fällen eine 180 Grad-Kurve)
-den Schub auf Leerlauf bringen (dadurch die Temperatur im Triebwerk senken) und in den Sinkflug übergehen.
-die kontinuierliche Zündung im Triebwerk einschalten (erleichtert den möglichen Neustart)
-die Triebwerkszapfluft erhöhen (Eng und Wing Anti-ice ON, Den Packflow,also den Luftdurchsatz auf HIGH)
-APU (Hilfsturbine) einschalten (für eine stabile elektrische Versorgung)
-die Triebwerke bei Ausfall immer und immer wieder versuchen zu starten (geschmolzene und anschließend erkaltete Asche ist sehr zerbrechlich und bei großen Temperaturwechsel kann diese abbrechen und somit z.B. den Turbineneinlass wieder vergrößern und einen Neustart begünstigen).

Diese ganzen Maßnahmen werden natürlich nicht einfach so Freihand ausgeführt sondern man hält sich genau an die veröffentlichten Verfahren, welche im Cockpit vorhanden und zum Teil auch auswändig zu wissen sind.
Bei einem Zwischenfall mit Aschewolken versteht es sich von selbst, dass man zügig an einem geeigneten Airport landen sollte.

Was man in den Tagen nach dem Ausbruch des Vulkans in Island in der Zeitung oder im Fernsehen sah, hatte häufig nichts mit der Realität zu tun und oft fragten wir uns, warum sog. “Experten” überhaupt das Recht haben sich so zu bezeichnen! Politiker möchten wir hier außdrücklich einschließen.

Wir möchten uns auch nicht näher zu aktuellen Artikeln, die die Operation während der Luftraum-Sperrung betreffen, äußern. Zuviele interne Angelegenheiten wurden in die Öffentlichkeit getragen und das ist alles andere als optimal und förderlich.

Nun wissen wir alle nicht, wie lange uns das Thema Vulkanasche noch verfolgt. Der Vulkan kann jederzeit aufhören Asche zu spucken oder erst richtig damit anfangen.
So hoffen wir auf ein baldiges Ende und wenn dem nicht so ist, auf ein proffessionellen und ehrlichen Umgang mit dem Thema von allen Seiten.

Hier zum Abschluß noch 3 aktuelle Bilder die bei einem Flug entlag des Vulkanes geschossen wurden: Vielen Dank von uns allen an den Fotografen. :-)

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Falls Ihr eine eigene Meinung zu diesem Thema habt und/oder Kommentare loswerden wollt, würden wir uns freuen, wenn ihr am unteren Ende der Seite etwas schreibt oder uns auf mail (at) pilotenbilder.de kontaktiert. Wir bedanken uns bei allen im Vorraus.




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Sie lesen gerade “Eyjafjallojökul und wie er uns beschäftigt.”, geschrieben von pfdnd.
Veröffentlicht:
Am 14:41 um 14:41 Uhr

Kategorie Technisches

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